Project Masterthesis: I'm the unreliable narrator of my own story

Masterthesis: I'm the unreliable narrator of my own story

MultiMediaArt, 2016

Das autobiographische Gedächtnis gilt als identitätsstiftend, doch der Anspruch einer objektiven Wiedergabe von realem Geschehen darf nicht daran gestellt werden, da bereits im Augenblick des Wahrnehmens zahlreiche Selektionsfaktoren die Informationsverarbeitung beeinflussen. Selbst einmal gespeicherte Erinnerungen bleiben nicht unveränderlich im Gedächtnis. Diese verändern sich einerseits durch ständiges Abrufen unter verschiedenen Perspektiven und Blickwinkeln, andererseits passt sich das autobiographische Gedächtnis auch an neue Ausrichtungen eines Selbstkonzepts an. Je nachdem, wie sich das ideale Selbstbild eines Individuums im Laufe des Lebens ändert, so verändert sich auch der Blick auf die eigene Vergangenheit. Wenn man also über die eigene Vergangenheit bereits weiß, dass diese kein überprüfbares Bild von stattgefundenen Ereignissen liefert, so fällt es schwer nachzuvollziehen, warum autobiographische Texte mehr als Dokument, denn als fiktive Geschichte angesehen werden. Warum Autobiographien dennoch als glaubwürdig erachtet werden, liegt an dem autobiographischen Pakt, in dem der Name und die Ich-Erzählung des Autors/ der Autorin als Signatur gelten und für die Realitätsnähe der Erzählung einstehen. Sind autobiographische Erzählungen nachvollziehbar, so werden diese generell als möglich und demnach als wahr empfunden und tragen einen großen Teil zu sozialer Interaktion bei. Denn Geschichten aus dem eigenen Leben geben nicht nur einen Überblick über bisher Erlebtes preis, sondern lassen auch ein dahinter stehendes Selbstkonzept inklusive Werte, Prinzipien und Einstellungen erahnen.

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